Es gibt viele Gründe warum Tageszeitungen wie die Bild oder Nachrichtenformate wie RTL Aktuell so viele Leser bzw. Zuschauer haben. Komplexität ist ihnen fremd. Einfachheit und Orientierung sind wichtige Stilmittel. Wir Akademiker neigen gerne genau zum Gegenteil. Viele Fachbegriffe, verschachtelte Sätze, Anglizismen und lateinische Umschreibungen verhindern, dass wir verstanden werden. Nicht nur unsere Studenten auch die breite Öffentlichkeit macht negative Erfahrungen mit uns. Dies in einer Zeit der Unsicherheit und vermeintlich zunehmender Komplexität durch Clouds, Netzwerke und täglich neue Digitale Transformationen.

Der Managementexperte Fredmund Malik hat in einem Interview anlässlich seiner bevorstehenden Auszeichnung für sein Lebenswerk, einen wunderbar bildhaftes Beispiel entwickelt, um die Vorteile und Möglichkeiten der Komplexitätsreduktion darzustellen: „Stellen wir uns eine verkehrsreiche Straßenkreuzung vor, in der ein Dutzend Straßen zusammenlaufen. Um den Verkehr zu ordnen, kann man eine komplizierte Regulierungsmaschine nutzen, also eine computergesteuerte Ampel. Das funktioniert, wird aber immer suboptimal bleiben. Autos müssen etwa immer auch dann einmal warten, wenn sie eigentlich freie Fahrt hätten. Um die komplexe Verkehrssituation zu regeln, können wir aber auch einen Kreisverkehr bauen. Dann brauchen wir nur noch zwei Regeln: „Wer schon drin ist, hat Vorfahrt“ und „Eingefahren wird von rechts“. Die Intelligenzleistung wird damit vom Computer auf die Autofahrer verlagert. Das ist ein eleganter Weg, Komplexität zu meistern. Ich erwähnte es bereits: einfache Regeln aufstellen, die die im System vorhandene Intelligenz zur Anwendung bringen.“[1]

In den Schuhen des Kunden zu gehen, ist eine weitere (einfache) Methode die Komplexität zu meistern und Kundenerfahrungen anzubieten, die für den Kunden einfach sind. Beispiele hierfür sind Amazon und Shazam bei denen ein Click genügt, um ein Produkt zu kaufen, oder ein unbekanntes Lied zu erkennen. Die Bedienbarkeit vereinfachen können auch Spracheingaben am Computer, im Smartphone, am Fernseher oder im Auto. Die Creative Cloud von adobe ermöglicht die Nutzung zahlreicher Kreativprogramme unabhängig von den Endgeräten. Kein hochladen, kein speichern, keine Orientierung, wo was ist, keine ungewollten Duplikate mehr. Alles, was Nutzer noch brauchen, sind Kreativität und Ideen. Die Modellbahnsteuerung Z21 von Rocco/Fleischmann ist ein Computer. Das wissen die meisten Anwender gar nicht. Ihnen ist wichtig ohne Programmierung, nur mit einfachen Fingertipps am Touchscreen ihres Smartphones oder Tablets, ihre eigene Modellbahn wie im Original steuern zu können. Bei Edeka kann sich der Kunde für den Weg zum Supermarkt zusätzlich belohnen. Statt extra zur Bank zu fahren, einen (gebührenfreien) Bankomaten zu suchen, bietet der Lebensmitteleinzelhändler seinen Kunden die Möglichkeit gebührenfrei Geld abzuheben. An der Kasse genügen die Girocard und die Mitteilung des gewünschten Geldbetrages und schon hat der Kunde bis zu 200€ mehr Bargeld zur Verfügung. „Einfacher geht es nicht“ wirbt Edeka.
[1] Bussmann, Nicole. 2018. “Führen in der Transformation.” managerSeminare (239): 26–33.
[2] https://www.edeka.de/minden-hannover/unsere-region/berlin/services/bargeld-auszahlen/bargeld-auszahlen.jsp. Abgerufen am 5.2.2018