Wissenschaftler der Technischen Universität Dortmund haben die Kunden-Bewertungen für 1322 Elektronikprodukte bei Amazon mit denen der Stiftung Warentest verglichen. Das Ergebnis: Nur in Eindrittel der Fälle ist der Warentest-Sieger auch das Produkt mit den besten Amazon-Bewertungen. Wie kann das sein?

Laut Stiftung Warentest kann das auch nicht verwundern, da

  • bestimmte Produkteigenschaften, wie z.B. Schadstoffbelastungen oder elektrische Sicherheit der Waren von den Kunden kaum geprüft werden können,
  • im Internet sich eher die äußern würden, die sich besonders freuen oder verärgert über das Produkt seien und
  • die Tester keine Markenpräferenz hätten.

Immerhin billigt Stiftung Warentest Kundenbewertungen dann einen Sinn zu, wenn es um die Beurteilung der Alltagstauglichkeit geht.

Die Argumentation ist doch zumindest erstaunlich. Oder gibt es auch eine andere Erklärung warum Testsieger bei den Kunden durchfallen können. Wenn ein Smartphone von Huawai als Beispiel eine bessere Kamera als ein iPhone hat, kann Letzteres trotzdem positivere Kundenerfahrungen kreieren. Nämlich dann, wenn berücksichtigt wird, dass das gerade geschossene Bild auf allen Geräten der Apple-Welt sofort verfügbar sein kann. Dann hat eine Markenpräferenz durchaus Sinn.

Der Testsieger bei Stiftung Warentest ist nicht automatisch, das geeignetste Produkt für den Kunden. Das hängt von dessen Erwartungen, seinen Rahmenbedingungen und weiteren Motiven ab. Bewertungen bei Amazon und Co. können wertvolle Hinweise genau auf diese Bestimmungsfaktoren geben. Das kann Stiftung Warentest nicht.

Die Qualität eines Produktes ist klassischerweise absenderorientiert. Die Unternehmen bestimmen darüber was Qualität ist. Kunden hingegen kaufen keine Qualität. Sie kaufen Nutzen (bewusst) und Motivbefriedigung (unbewusst).[1]


[1] https://www.n-tv.de/ratgeber/Was-taugen-die-Amazon-Bewertungen-article20873986.html